sz-online.de: Wir gründen einen neuen Eishockeyverein!

Jugendmannschaftsleiter Steffen Heinze sagt, wie es mit dem Eishockey in Jonsdorf weitergehen soll.

Der Jonsdorfer Eishockeysport ist noch lange nicht tot. Die Hilfe, dass wenigstens der Nachwuchs weiter spielen kann, ist groß und vielschichtig. Am Mittwochabend fand nun die erste Mitgliederversammlung im neuen Jahr statt. Die SZ sprach mit Steffen Heinze, dem Jugendmannschaftsleiter des Jonsdorfer Eishockeynachwuchses. Der 50-jährige Olbersdorfer gehört zugleich auch der Elterninitiative zur Rettung des Eishockeynachwuchses in der Gebirgsgemeinde an.

Herr Heinze, am Mittwoch hat es die erste Mitgliederversammlung der Elterninitiative zur Rettung des Jonsdorfer Eishockeysports und der verbliebenen Falken im neuen Jahr gegeben, was ist dabei rausgekommen? Gibt es vielleicht schon Neues zu berichten?

Ich denke schon. Die Versammlung war sozusagen schon unser erstes Sondierungsgespräch für die Neugründung eines Eishockeyvereins. Neben Vertretern der Elterninitiative, der Black Panther und der Mädchenmannschaft sind dabei auch Maik Tempel als Geschäftsführer der Jonsdorfer Kur- und Tourismus GmbH – zu der die Eishalle gehört – sowie die ehemaligen Vorstandsmitglieder Sven Ehrig und Jan Schwarzkopf anwesend gewesen. Von allen Seiten ist betont worden, dass es das Beste sei, einen neuen Verein zu gründen. Und das müsste noch möglichst im April dieses Jahres geschehen.

Hieß es nicht zum Saisonbeginn, dass Jonsdorf nur vorübergehend bis zum neuen Jahr die Spielgemeinschaft mit Niesky im Nachwuchsbereich weiter unter der derzeitigen Übergangsregelung führen kann?

Nein. Wir können weiterhin die gesamte Saison unter Federführung von Niesky spielen. Das funktioniert auch. Zum Beginn der neuen Spielsaison im Oktober muss dann allerdings die Organisation für den Nachwuchsbereich mit allen rechtlichen Dingen und so weiter wieder von Jonsdorf aus geregelt werden. Wir mussten allerdings bis zum Jahresende beim Sächsischen Eislaufverband die bis dahin ruhenden Beitragszahlungen leisten. Das haben wir auch getan.

Wovon ist das bezahlt worden – schon mit dem Geld, das durch den Spendenaufruf der Elterninitiative zur Rettung des Eishockeynachwuchses in Jonsdorf eingenommen wurde?

Ja. Viele Leute – und nicht nur aus der Umgebung – wollen helfen. Bei unserem Spendenkonto in Niesky sind Spenden von Köln bis Erfurt eingegangen. So hat eine Zittauer Firma uns mit dem Geld unterstützt, das bei ihrer Weihnachtsaktion mit einem Handy-Vertrieb aus Köln zusammenkam. Und von Erfurt haben wir beispielsweise Geld von einer Stiftung erhalten, die uns bei den finanziellen Problemen unterstützt. Zu den Geldgebern gehören auch viele Privatpersonen, die uns mit Überweisungen von fünf bis 200 Euro unterstützen. Dank ihrer Hilfe hat zumindest der Jonsdorfer Eishockeynachwuchs beim Landesverband keine offenstehende Rechnungen mehr. Die Start- und Meldegebühren für die Saison sind ebenso beglichen wie die Kosten für die Passverlängerungen, Kautionen und Schiedsrichtergebühren. Genauso werden aber auch die finanziellen Forderungen der Eishalle bedient. Wir haben auch selber unseren Beitrag dazu geleistet, indem wir die Mitgliedsbeiträge von 2015 schon im alten Jahr erhoben haben. 2 000 Euro sind so unter anderem von den Mitgliedern bis jetzt eingebracht worden.

Wie viel wurde schon gespendet?

7.478,30 Euro. Es sind aber nicht nur die Geldspenden allein. Uns unterstützen dankenswerterweise auch Sponsoren mit Sachleistungen, indem sie uns beispielsweise Fahrzeuge oder Diesel zur Verfügung stellen.

Und wie läuft es für die jungen Falken bisher in der Saison?

Ganz gut, auch wenn die Schülermannschaft jetzt ihr erstes Spiel gegen den Tabellenzweiten mit 16:1 verloren hat. Die Jugend hat dafür gegen den Tabellenzweiten Crimmitschau nach Penaltyschießen 3:2 gewonnen. Ein Dank geht hierbei ebenso an unsere Sponsoren, die wir gewinnen konnten und die weiterhin zu uns halten.

Hat es im Nachwuchsbereich Spielerabgänge wegen des Insolvenzantrages der Falken gegeben?

Nein.

Gibt es vom Insolvenzverwalter schon was Neues?

Nein. Höchstens, dass noch mehr Rechnungen aus alten Zeiten hinzugekommen sind. Es ist aber beschämend, dass bis auf zwei ehemalige Vorstandsmitglieder der Falken alle anderen bisherigen Führungsmitglieder des Vereins in der Deckung verschwunden sind. Über die gesamte Zeit hat sich sonst keiner von ihnen sehen lassen. Auch wenn es schiefgegangen ist, könnte man doch im Nachhinein wenigstens versuchen zu helfen.

Und wie geht es jetzt weiter?

Im Nachwuchsbereich spielen die Schüler- und die Jugendmannschaft ihre Saison zu Ende. Jeden Mittwoch treffen wir uns um 17.30 Uhr in der Eishalle, um unter anderem die Vereinsneugründung vorzubereiten. Wer Interesse hat, hierbei mitzuarbeiten, kann gern dazukommen und sich einbringen. Unser Ziel ist schon, bereits in der Saisonvorbereitung im April neu zu starten. Wir planen den Neustart mit einer Männer- und vier Nachwuchsmannschaften – mit je einem Mädchen-, Bambini-, Schüler- und Jugendteam.

Wo sollen die spielen?

Bei den Männern kommt es darauf an, wie der sächsische Eislaufverband die Spielklassen neu aufstellt. Die Oberliga ist ja mit nur sechs Mannschaften unattraktiv – finanziell wie sportlich. Für die Männer kommt eventuell die Sachsenliga als unterste Liga infrage. Oberliga werden wir definitiv nicht mehr spielen. Zumal der Insolvenzverwalter uns gesagt hat, dass wir Oberliga nie hätten spielen dürfen. Das ist für Jonsdorf einfach eine Nummer zu groß. Bisher hat unsere Mädchenmannschaft ja nur Freundschaftsspiele bestritten – sowohl in Tschechien als auch in Jonsdorf. Jetzt könnte sie in der kommenden Saison in der tschechischen Liga spielen. Und die Schüler und Jugend spielen weiterhin in der Ostdeutschen Meisterschaft.

Gibt es schon einen Vorschlag, wie der neue Verein heißen soll?

Ja, aber darüber wollen wir noch nicht öffentlich reden. Es gibt einen Gedanken, der auf die Region bezogen ist.

Falken kommt darin nicht mehr vor?

Höchstwahrscheinlich nicht. Wir hätten gern, dass im Namen die Region, aber auch die Tradition des Eishockeysports in Jonsdorf zu erkennen ist. Und bis es mit der Vereinsgründung so weit ist, kommen ja sicherlich noch weitere Namensvorschläge.

Ein Anschluss an die ZSG Jonsdorf käme nicht infrage?

Ich glaube nicht. Bis jetzt haben wir in diese Richtung auch nicht gesprochen.

 

Spendenkonto beim ELV Niesky:
IBAN: DE60850501000232028265; Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien; BIC: WELADED1GRL;
Verwendungszweck: Spende Nachwuchs Abt.2